Veith: Tagebuch September 2016

Kein Rattenspielplatz

Schaben

Heikler Fall: Schaben im Krankenhaus! Und ausgerechnet heute muss da auch noch ein Fernsehteam rumflitzen. Die Oberschwester nimmt das Ganze allerdings mit Humor. Sie ist sich der möglichen Tragweite wahrscheinlich gar nicht bewusst oder eine Meisterin im Ausblenden! Die Räumlichkeiten sind natürlich auch mit Patienten belegt, denen ich erzähle, dass ich ein paar Fugen der Schränke ausbessern muss, während ich in aller Ruhe meine Gelpunkte setze. Aus einer kleinen Spalte einer Silikonfuge rennt mir förmlich die Blattella Germanica-Kinderstube entgegen, welche sich sogleich auf mein frisch ausgebrachtes Schabengel stürzt. Die Fuge habe ich dann tatsächlich erstmal "ausgebessert" und den Kleinen etwas Tödliches zum durchknabbern hinterlassen. Die beiden benachbarten Zimmer wurden mit Schabenmonitoren ausgestattet, um den tatsächlichen Befallbestand ermitteln zu können.

Bettwanze

Heute habe ich wieder einen recht offensichtlichen Bettwanzenfall in Berlin Lichtenberg. Drei Generationen tummeln sich auf der Rückseite einer Klappcouch. Der Kunde nimmt die kleinen Besucher mittlerweile dann doch auch als lästig wahr, und erklärt mir, dass er auf Anraten eines Freundes jetzt eine Bekämpfung durchführen lässt. Seine Essigrezeptur führte anscheinend doch nicht zum gewünschten Erfolg, sondern hielt die Tiere nach eigener Aussage nur kurze Zeit fern. Anscheinend war diese Couch der zentrale Lebensmittelpunkt und so fand ich auch nur im Umkreis von einem halben Meter Spuren. Eine Vorbereitung anhand unserer Checkliste wurde nicht durchgeführt und ich bin mir nicht sicher, ob es diesmal bei der einen Behandlung bleiben wird.

Ärger des Monats

Montagmorgen, 8.00 Uhr, erster Kunde. Hier im Hof habe ich vor vier Tagen eine Rattenbekämpfung eingeleitet: fünf Köderboxen strategisch im Hof angebracht und fixiert. Ein Spielplatz gehört auch zum Innenhof, somit war besondere Aufmerksamkeit gefordert. Beim Kontrollieren der ersten KBR wunderte ich mich, was da so merkwürdig raschelt neben mir, und als ich die Ursache gefunden hatte, musste ich mich echt beherrschen, nicht sofort den Auftraggeber anzurufen und 'ne Runde Dampf abzulassen. Ursache des Geräuschs war eine Schlagfalle, welche sich unter einem Kinderfahrrad verfangen hatte, mit einer toten und einer lebenden Jungratte zuwischen ihren Zähnen. Die junge Ratte habe ich natürlich gleich Tierschutzgerecht erlöst. Nach einem kühlen Gespräch mit dem alten Hausmeister erfuhr ich, dass der Auftraggeber selbst am Tag nach meiner Ersteinrichtung schon zum Baumarkt gefahren ist und auf eigene Regie mehrere Schlagfallen wild im Hof verteilt hatte mit der Begründung, dass meine Arbeit ihm nicht ausreichend erschien, da ja immer noch Ratten rumlaufen... Ich entgegnete daraufhin, dass ich an jenem Tag leider mein großes Zauberbuch nicht zur Hand hatte und deshalb mit so konventionellen Mitteln wie Giftködereinsatz und Köderboxen arbeiten musste... Erst schaute er mich mit großen Augen an, aber als das Gelächter dann abgeklungen war, klärte ich ihn auf, wie der Einsatz von Schlagfallen zu erfolgen hat und dass ich die Bekämpfung abbrechen werde, wenn hier auf Eigenregie dazwischengepfuscht wird. Ich habe den Fall ausführlich mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentiert, sodass unsere Firma abgesichert ist für den Fall, dass aufmerksame Bewohner das Amt einschalten und dieses sich an mich wenden sollte.

Spinnen

Pünktlich zum Urlaubsbeginn ein indirekter Hilferuf aus Hamburg: "Veith, mein Lieber, ich lad dich übers Wochenende ein." Alles klar! Meine Kumpeline Sarah hatte mir shcon von ihrem kleinen Problemchen erzählt. Sie bewohnt mit ein paar Junggebliebenen ein altes Schleusenhaus und wie der Name schon sagt, steht das Teil wohl nah am Wasser. In unserem Fall steht es mitten IN einem Seitenarm der Elbe. Hier herrscht ein kleines Stechmücken-Problem, das aber nur auffällt wenn man versucht durch die Fensterscheiben zu blicken. Milliarden toter Fliegen in tausenden Spinnennetzen. "Hast ja 'ne abgefahrene Tapete in der Küche", sagte ich zu ihr. "Und du bist auch 'ne abgefahrene Tapete", sagt sie zu mir. "Das ist alles Spinnenscheiße, die da runterläuft", ergänzt sie dann ganz trocken. Hm, ein prüfender Blick bestätigt ihre Aussage. Krass.

Ca. 150 Tiere habe ich erstmal von der Küchendecke gesaugt, bevor meine beiden mitgereisten Töchter überhaupt bereit waren, diese zu betreten. Eine Bekämpfung wurde nicht eingeleitet, der Besuch hatte eher therapeutischen Erfolg bei meinen Mädels. Wurde früher noch bei einem Achtbeiner jeglicher Größe und Verfassung in Panik und Hysterie verfallen, ernten die Tierchen zu Hause nur noch ein amüsiertes Lächeln und die Kleine (5 Jahre alt) hat nur freudig rausgehauen: "Ich weiß jetzt, wo deine Familie wohnt."

Intern

6700 Kilometer und es hat Knack gemacht. Mit ein bisschen Musik im Hintergrund könnte es glatt ein Sommerhit werden! Nach Freude ist mir aber nicht zumute, denn dieses Geräusch verheißt nichts Gutes: Motorschaden, pünktlich zum Feierabend, und: „Über noch zwei Brücken musst du gehen …“. Das Tretlager meines Fahrrads macht keinen Mucks mehr. 3 km nach Hause schieben, am nächsten Tag den Stadtboten buchen, damit er das Bekämpfungsmobil zur Servicewerkstatt bringt, und ein Ersatzrad organisieren war also angesagt. Zu meiner Überraschung hat sich die Werkstatt endlich darauf eingestellt, dass ich immer mal wieder vorbeikomme und dann auch eine Alternative brauche, wenn ich das Dienstrad dalassen muss, und stellt mir ein Ersatzrad zur Verfügung. Heute endlich nach langem Warten der ersehnte Anruf: Ich kann mein Schlachtschiff wieder abholen! Ich scheine wohl der Erste zu sein, der diese Art Fahrrad auch für den angepriesenen Verwendungszweck nutzt und den Motor in elf Monaten zerlegt hat. Das hat zur Folge, dass nun ein fabrikneuer verbaut wurde auf Herstellerkosten. Na denn: Hals und Schlagfallenbruch… Bin wieder im Rennen!

Unser Tagebuch-Autor

Jens Veith: Zu seinen Aufträgen fährt er mit dem E-Bike: Jens Veith arbeitet bei MIB Schädlingsbekämpfung in Berlin. "Zur Schädlingsbekämpfung bin ich vor fünf Jahren eher durch glückliche Umstände über eine Zeitungsannonce gekommen. Die hörte sich interessant an und auf meinen damaligen Job als gelernter Fahrradmechaniker hatte ich schon länger keine wirkliche Lust mehr, da es jeden Tag eigentlich der selbe Ablauf war. Das kann ich jetzt nicht mehr behaupten. Ich habe den Job fürs Leben gefunden."

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