Wimmer: Tagebuch November 2016

Einsätze in Bayern

Siebenschläfer und Hausbock

Letzte Woche erreichte mich der Hilferuf eines befreundeten Unternehmers. In einem seiner Häuser scheinen Siebenschläfer ihr Unwesen zu treiben. Die niedlichen Tiere treiben die Pächterin des Objekts langsam aber sicher in den Wahnsinn, teilte er mir mit, und langsam werden die Gespräche mit ihr unangenehm. Das Objekt steht auch noch unter Denkmalschutz, was bauliche Maßnahmen nicht einfacher macht. Ich bin also sofort dahingefahren, um mir mal ein Bild vor Ort zu machen. In letzter Zeit häufen sich Meldungen dieser Art, man könnte meinen es gibt bei uns mehr Siebenschläfer als Ratten. Vor Ort angekommen war ein starker und offensichtlich etablierter Befall nicht zu übersehen, nicht zuletzt wegen des toten Siebenschläfers, der mitten in dem riesigen Dachboden lag. Noch viel offensichtlicher ist aber der aktive Befall durch den Hausbockkäfer, bei manchen Bauteilen fürchte ich um die Statik. Sollte hier ein typisch oberbayerischer Winter mit Massen an Schnee kommen, dann wird es für das Dach gefährlich. So schnell verschieben sich die Prioritäten, die Siebenschläfer sind erst mal nicht so wichtig.

Mäuse im Reiterhof

Natürlich sind Schadnager in landwirtschaftlichen Betrieben und Reiterhöfen keine Seltenheit, aber der letzte Fall vor zwei Wochen war schon etwas ganz Besonderes. Die Besitzerin des Hofes hat keine Kosten und Mühen gescheut, um ein wahres Pferdeparadies zu erschaffen. Geräumige Boxen, Räume für verschiedene Futtermittel, neue Holzböden, alles doppelt verbrettert mit Hohlräumen soweit das Auge reicht. Hätte ich den Auftrag, eine Mäuse-Aufzuchtstation zu konstruieren - ich hätte es nicht besser hingekriegt. Wohin ich auch blickte, überall starrte ein neugieriges Paar Augen zurück. Ich habe lange nicht mehr so viele Mäuse gesehen. Die organisatorischen Aufgaben waren schnell besprochen und ich konnte ausgiebig und großflächig mit Pasten- und Weizenköder beködern. Nach wenigen Tagen war ein Großteil der Köder verschwunden und mit ihm auch ein Großteil der Mäuse. Natürlich muss ich da noch öfter hin, aber für die Reiterhof-Besitzerin bin ich jetzt schon der große Held. Tut ja auch mal gut, wenn man über den grünen Klee gelobt wird.

Leichenfund

Bei uns im Büro ging der Anruf eines Geschäftsmannes aus dem hohen Norden ein, der ein Haus in einer malerischen Umgebung am Fuße der Zugspitze besitzt. Das ältere Haus wurde von Saisonkräften und auch dauerhaft ansässigen Menschen bewohnt, von denen einer wohl vor ein paar Wochen aus dem Leben geschieden ist. Hat erstmal keiner bemerkt, erst als nach ca. drei Wochen der Geruch nichts Gutes ahnen ließ, wurde die Polizei eingeschaltet die dann gemeinsam mit dem Hausmeister den Unglücklichen in einem großen Ledersessel vorfand. Nun war es ihm nicht möglich, irgendjemanden im Dorf zu finden, der alles weitere veranlassen könnte, damit im Haus wieder so etwas wie Normalität, angenehmer Geruch und Schädlingsfreiheit einkehren. Jetzt gehört das nicht zu der Sorte von Aufträgen, die mich wirklich jubilieren lassen, aber wenn mich jemand mit genügend Geld bedroht, dann fällt mir die Sache schon leichter. Vor Ort angekommen brauchte ich nur meiner Nase bis in ein Zimmer unter dem Dach zu folgen und fand dort eine Menge Fliegen und eine herzhafte Vermüllung vor. Die Fliegen waren schnell erledigt und gottlob war keine Spur von Speckkäfern zu finden. Unter dem Balkon stand schon der Container bereit und da es an interessierten Erben mangelte, sollte alles entsorgt werden. Wenn meine Mitarbeiterin und ich nicht trödeln, sollte alles innerhalb eines Tages zu schaffen sein. Wir hatten gerade begonnen, als plötzlich ein Mann in der Tür auftauchte, eine Hand vor Nase und Mund. Mit der anderen kratzte er sich im Schritt. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass der Kerl in Unterhosen dastand und meine Mitarbeiterin das erste Mal bei so einem Einsatz Anstalten machte sich zu übergeben. Jetzt kann ich in so einer Situation Zaungäste überhaupt nicht leiden und schob den Ungebetenen erst mal bei der Tür raus. Dort erklärte er mir, dass er dem Verblichenen ja erst kürzlich den Fernseher abgekauft und diesen nur bisher nicht abgeholt hätte. Spontan ging mir durch den Kopf, dass ich schon lange keine derart dummdreiste Geschichte mehr gehört hatte und teilte ihm das auch mit. Verlegen grinsend erklärte er mir, dass man es ja mal probieren könne, der Tote brauche das Ding ja nicht mehr und so weiter. Als er sich wieder im Schritt zu kratzen begann, legte ich ihm nahe, zu verschwinden, damit wir unsere Arbeit tun können. Der weitere Tag verlief ohne Zwischenfälle und am Abend war die Bude geräumt.

Freude des Monats

Morgens der Anruf von einer Hausverwaltung. Bei einem Mieter wären Hornissen im Rollokasten und ich soll mich doch darum kümmern. Durch Zufall hatte ich am selben Tag dort in der Gegend zu tun und so ließ es sich auch gut einrichten, dass ich mir am Nachmittag die Situation vor Ort anschauen konnte. Empfangen wurde ich im dritten Stock von einem freundlichen, älteren Ehepaar. Die Beiden führten mich in die Küche und tatsächlich: Schon von der Tür aus konnte man das geschäftige Treiben an einer Ecke des Rollokastens gut erkennen. Emsig flogen Hornissen ein und aus, Styropor und Schaumstoffstückchen lagen rum. Das nette Paar ist viel unterwegs und bisher waren die Hornissen kein Problem. Nun drangen aber immer wieder mal Tiere in die Wohnung ein und das sorgte doch für eine leichte Nervosität. Ich hielt einen ausführlichen Vortrag über die Friedfertigkeit und Nützlichkeit der schönen Insekten und konnte merken wie sich die anfängliche Verunsicherung in Interesse verwandelte. Nach kurzer Zeit konnten wir uns darauf einigen, dass das betroffene Fenster erst mal geschlossen bleibt und ich bei der unteren Naturschutzbehörde sicherheitshalber schon mal die Ausnahmegenehmigung für die Bekämpfung beantrage, um im Bedarfsfall schnell eingreifen zu können. Tage später habe ich die beiden angerufen und schnell war klar: Die Hornissen bleiben und eigentlich sind sie auch wirklich interessant, der Schaden ist sowieso schon entstanden und außerdem gibt es keinen Grund, diesen tollen Tieren frühzeitig den Garaus zu machen, wenn doch in wenigen Wochen ohnehin das natürliche Ende naht. Freude für alle, und mich hat darüber hinaus noch gefreut, dass die Hausverwaltung auch ohne Bekämpfung ein Beratungshonorar bezahlt hat. Ich mag Hornissen.

Intern

Das Jahr 2016 stand bisher im Zeichen der Fortbildung. So konnten neue Geschäftsfelder erschlossen werden, was zur Einstellung meiner ersten Mitarbeiterin geführt hat. Neben den nötigen Zertifikaten braucht sie natürlich ein schickes Dienstfahrzeug. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, eine ausführliche Ausfahrt mit dem neuen Fahrzeug zu unternehmen. An einer Kreuzung in Österreich krachte mir dann auch direkt ein nagelneuer, sehr teurer Audi ins noch stehende Auto. Naja, man kann nicht immer Glück haben, wenigstens war die Schuldfrage klar, und unsere Werkstatt freut sich.

Unser Tagebuch-Autor

Peter Wimmer: Firmengründung in Frankfurt am Main, aktuell immer öfter in Bayern unterwegs. "Die Schädlingsbekämpfung als Beruf habe ich im Jahr 2008 durch Zufall in Frankfurt am Main kennengelernt. Ein Kumpel bat mich, bei einfacheren Einsätzen einzuspringen, und sehr schnell hängte ich meinen erlernten Beruf als Waffenmechaniker an den Nagel, um mich von da an meiner neuen Berufung mit voller Hingabe zu widmen. Seit 2014 habe ich meine eigene Firma, und wenn alles so weitergeht, dann auch noch ganz lange."

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