Charmante Verzweiflung

"Ich stecke in meiner 345.Lebenskrise !!! :-( Ich wäre Ihnen schrecklich dankbar, wenn Sie mir meine Fragen kurz beantworten könnte. Ich würde Ihnen das NIE VERGESSEN. Nicht mal, wenn ich an ALZHEIMER erkranken sollte ;-)" Wie oft bekommen Sie als Schädlingsbekämpfer solche Mails? Lesen Sie, was dahinter steckt.

Einer unserer Leser hat diese Mail erhalten und fand das so süß, dass er uns die Mail in voller Länge zur Verfügung stellte, um Kollegen teilhaben zu lassen. Klar, eigentlich sind Schädlingsbekämpfer nicht begeistert von Leuten, die alles selbst machen wollen, dann aber fachliche Tipps haben wollen. Aber in diesem Fall musste der Kollege doch schmunzeln.

 

Gesendet: Donnerstag, 27. Juli 2017 um 23:11 Uhr
Von: *******@aol.de
An: *******@web.de
Betreff: Hilfeeee! Ich stecke in einem ALPTRAUM und wache einfach nicht mehr auf!!! :-(

Hallo Herr *******,

mein Name ist ****** ********
und ich stecke in meiner 345.Lebenskrise !!! :-(

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Kleidermotten. Zur Bekämpfung dieser Biester habe ich mich im Internet erkundigt und bin dabei auf Ihre Seite gestoßen. Sie fielen mir auf, weil Sie so außergewöhnlich gut informiert haben. Trotzdem habe ich noch ein paar Fragen.

Hier also mein MASTERPLAN:

Es  sind definitiv KLEIDERMOTTEN. Ich weiß sogar wie ich sie mir 'eingefangen' habe. Ich war soooo dumm.

Ich hatte noch nie Kleidung auf einem Trödelmarkt gekauft oder in einem Second Hand Laden. Ostern wollte ich jedoch ein paar gute Cashmerepullover verkaufen, die ich nicht mehr anzog. In Hamburg gibt es das Geschäft ********. Man kann die Ware dorthin schicken. Dort lagert sich mit tausend anderen Paketen. Es dauert 2 Wochen, bis sie einem ein Angebot machen. 2 Pullover hatten sie mir zurück geschickt, weil sie die Marke nicht verkaufen würden. Gedankenlos legte ich sie wieder in meinen Kleiderschrank.

Anfang Mai hatte ich mir eine neue große Zimmerpflanze gekauft. Als plötzlich mehrere Motten in meinem Wohnzimmer herumflogen, kaufte ich mir Pheromonfallen für Lebensmittelmotten und Kleidermotten. Besagte Motten flogen aber nicht darauf.

Ich kenne eine Biologin. Ihr zeigte ich eine gefangene Motte. Entwarnung! Es war keine Schädlingsmotte. Die hatte ich mir mit der Pflanze in die Wohnung geholt.

Vielleicht hat alles im Leben einen Sinn! Ansonsten hätte ich nie die Pheromonfallen gegen Kleidermotten gekauft.

Ich ließ sie im Schrank. Jede Woche warf ich mal einen Blick darauf. Die ganze Zeit nichts. Doch dann am 18.6.2017 klebte die erste goldfarbene kleine Motte auf der Falle im Schlafzimmer. Eindeutig eine Kleidermotte. Sie konnte nicht von draußen reingekommen sein, da ich vor allen Fenstern Insektenschutz habe, selbst meine Balkontür ist mit einer professionellen Insektenschutztür ausgestattet.

Hier nun meine Vorgehensweise:

 

1. Zimmertüren geschlossen halten,

damit am besten lokalisiert wird, wo die größte Gefahr besteht und um die Gefahr einzudämmen, dass die Motten durch die ganze Wohnung fliegen. Ich habe eine Katze, die sich wenigstens in Wohnzimmer, Diele und Bad wegen Katzenklo frei bewegen muss. Deshalb sind das die einzigen drei Räume, die offen sind. 3. Zimmer, Schlafzimmer und Küche sind immer geschlossen. Ich schlafe nur noch auf der Couch im Wohnzimmer

 

2. An allen Fenstern und Balkontür Insektenschutz

 

3. Pheromonfallen:

eine Falle im Schlafzimmer (zu), eine Falle in der Küche (zu), eine Falle im 3. Zimmer (zu), eine Falle gemeinsam für Bad und Diele, eine Falle im Wohnzimmer. FAZIT: insgesamt bis heute 8 Motten. 3 auf Fallen im Schlafzimmer, die restlichen 5 flogen im Bad und Wohnzimmer. FRAGE: Habe ich bei der Menge RECHTZEITIG gehandelt?

 

4. Kleidung begutachtet, getrennt und behandelt.

Das Schlimme ist, dass ich 3 durchgehende Kleiderschränke habe. Der eine Schrank nur Sommersachen, der zweite Schrank nur Wintersachen aus Wolle, Cashmere etc., der dritteSchrank Jacken etc. u.a. eine Lederjacke. Zunächst habe ich alle Baumwollsachen bei 40 Grad gewaschen und gebügelt. Alle in blaue Plastiksäcke und ins verschlossene 3. Zimmer gesteckt. Dann habe ich angefangen, die Wollsachen einzufrieren. Ich habe aber nur 3 kleine Gefrierfächer in meinem Kühlschrank und habe an die 60 Wollsachen. Ich hätte Monate gebraucht, zumal ich nicht weiß, wie lange die Sachen wirklich im Gefrierfach bleiben müssen. Im Internet las ich: 10 Stunden, 48 Stunden, 72 Stunden, eine Woche, mehrere Wochen, Kälte (Gefriertruhe) und Hitze (Sonne) im Wechsel. Das ist eine meiner wichtigsten Fragen: Wie lange sollten sie am besten in einem Gefrierfach behandelt werden? Ich habe jeden Pullover immer eine Woche drin gelassen. Das dauert natürlich. Besteht die Gefahr, dass Eier und Larven nicht zerstört sind, wenn ich zu viele Pullover in eine Schublade gestopft habe? Müssten sie locker darin liegen und immer wieder gewendet werden? Ist die Temperatur von -17 Grad überhaupt noch gegeben, wenn zu viel in den Schubladen steckt?

Nach einer Woche habe ich jeden feuchten Pullover gefönt, einzeln in luftdichte Vakuumbeutel von Pearl gepackt und auf dem Rücksitz meines  Autos gelagert. Im Moment ist eh Sommer und ich ziehe die Wollsachen nicht an. Solange meine Wohnung  nicht mindestens 3 Monate mottenfrei ist, kommt mir kein Wollpullover mehr ins Haus. Notfalls nehme ich jeden Morgen einen Pullover aus dem Auto und ziehe ihn erst auf der Arbeit an. Da es zu viele Pullover sind (welche Gefriertruhe ist so groß, dass der Kleiderschrank einer Frau da rein passt?) ;-), habe ich angefangen, die Sachen in die Reinigung zu bringen. Auch diese habe ich nach der Reinigung gleich in die Vakuumbeutel verpackt und im Auto gelassen.

Nun meine Frage:
Kann man sicher sein, dass Eier und Larven durch eine chemische Reinigung zerstört werden? Nächste Woche fährt ein Bekannter von mir für 3 Wochen in Urlaub. Er hat seine große Gefriertruhe frei gemacht und ich könnte sie 3 Wochen nutzen. Sollte ich noch einmal alle chemisch gereinigten Sachen vorsichtshalber in die Gefriertruhe stecken?

 

5.Suche nach weiteren Sachen aus Wolle, Feder, Leder, Seide

Unter meinem Bett lag ein Lammfell, worauf meine Katze immer geschlafen hat. Das liegt seit 3 Wochen in einem Gefrierfach, weil ich in dem Fell einfach nicht erkennen kann, ob da Eier oder Larven drin sind. Meinen einzigen kleinen Teppich habe ich in die Reinigung gebracht. Jetzt liegt er gerollt in meiner Garage. Entsetzt stellte ich fest, dass manche Zierkissen im Wohnzimmer oder auf meinem Bett Gänse und Entenfedern enthalten. Die wollte ich definitiv mal in die große Truhe stecken. Danach auch bis nächstes Jahr in die Garage.

Dann der große Schreck. Meine Katze haart. Das ist doch ein gefundenes Fressen für die Kleidermotten. Habe ich überhaupt je eine Chance gegen diese Biester? Seitdem staubsauge ich jeden zweiten Tag die ganze Wohnung, vor allem unter den Schränken, damit ja keine WOLLMÄUSE entstehen. Jede Decke und der Kratzbaum wird jeden Tag von ihren Haaren gesäubert. Ich bin nur noch am waschen bügeln, staubsaugen und putzen :-(

Einen Traumfänger mit ein paar Federn entsorgte ich. Meine Schminkpinsel liegen im Kühlschrank. Ich gehe nur noch durch meine Wohnung und gucke, ob ich noch irgendwo etwas habe, was als Futterquelle geeignet ist. Und jetzt meine Frage: Wenn LEDER für Kleidermotten ein gefundenes Fressen bedeutet, ich meine Lederjacke reinigen lassen habe, was ist mit meinen ganzen Handtaschen und Schuhen, die aus Leder sind? Darüber habe ich nirgendwo etwas gefunden? Muss ich die auch Einfrieren und wegpacken oder gehen Kleidermotten nicht daran, weil das Leder gefärbt und gegerbt wurde?

 

6. Ich habe alle 3 Kleiderschränke ausgewaschen und mit dem Fön alle Ritzen bearbeitet.

 

7. Ich hatte überlegt, ob ich Schlupfwespen anschaffen soll.

Aber man sagte mir dort, dass ich für 4 Pullover jeweils ein Kärtchen brauchen würde. Das würde mich ein Vermögen kosten. Zumal es nicht sicher wäre, ob die Schlupfwespen auch wirklich jedes Ei finden würden, wenn die Pullover aufeinander liegen. Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte, sie hinzulegen. Reicht es aus, wenn ich alle Kleidungsstücke getrennt, gewaschen, chemisch gereinigt und eingefroren habe? Wenn ich dann alle Wollsachen, Leder und Teppiche ein halbes Jahr aus der Wohnung lasse, müsste ich es dann nicht schaffen, die Kleidermotten auszurotten, bzw. verhungern zu lassen?

Da fällt mir noch etwas ein. Die Dame aus der Firma für Schlupfwespen meinte, ich müsste auch alle Bügel behandeln, worüber ich Strickjacken oder Pullover hängen hatte, da die Motten auch Eier in die Bügel legen würden. Also müsste ich jetzt auch alle Bügel mindesten eine Woche in die Gefriertruhe legen?

 

Habe ich alles gemacht, was ich tun muss oder gibt es noch etwas, was ich übersehen habe? Ich wäre Ihnen schrecklich dankbar, wenn Sie mir meine Fragen kurz beantworten könnte. Ich würde Ihnen das NIE VERGESSEN. Nicht mal, wenn ich an ALZHEIMER erkranken sollte ;-)

Damit es schneller und einfacher für Sie ist, hier noch einmal die Fragen in KURZFORM:

1) Wie lange wirklich in Gefriertruhe?

2.) Ist die Temperatur von - 17 Grad nicht mehr gegeben, wenn ich zu viele Pullover in ein Gefrierfach gestopft habe?

3) Muss ich Ledertaschen und Lederschuhe auch einfrieren und besser aus der Wohnung schaffen?

4) Was ist mit den Haaren meiner Katze?

5) Zierkissen und Teppich sowie Wollsachen erst wieder in Wohnung, wenn sie mindestens ein halbes Jahr mottenfrei ist?

6.) Müssen auch alle Kleiderbügel in die Truhe?

7) Wenn ich alle Maßnahmen befolgt habe (vor allem Wollsachen etc in luftdichte Vakuumbeutel aus der Wohnung geschafft habe), müssten die Kleidermotten dann nicht auch verhungern und ausgerottet werden, ohne dass ich noch die teuren Schlupfwespen für 400 Euro besorge?

Vielen, Vielen Dank vorab für Ihre Hilfe.

Liebe Grüße

****** ********

 

Anm. d. Red.: Die Verfasserin der Mail ist mit der anonymisierten Veröffentlichung einverstanden.

 

 

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