ICUP - wissen, was los ist

In unserer September-Ausgabe von DpS haben wir erste Berichte über die ICUP-Tagung veröffentlicht. Schauen Sie hier, was Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Tagung sagen.

Steffen König (Frowein)
Mein besonderes Augenmerk galt diesmal den Vorträgen zum Thema Mücken. Es braucht Lösungen, um einer Verschleppung gefährlicher Vektoren durch Reise- und Warenverkehr möglichst gut vorzubeugen. Alle Informationen, die dazu beitragen könnten, hier mögliche Vorgehensweisen zu prüfen oder zu finden, interessierten mich.
In Sachen Nagerbekämpfung war der Vortrag über einen Schlagfallen-Test sicher aus Schädlingsbekämpfersicht sehr ernüchternd. Die Schlagkraft und Effektivität war bei verschiedenen Produkten sehr verschieden und man hat kaum eine Chance, dies vorm Kauf objektiv zu klären. Auch gibt es wenige Anhaltspunkte, um es selbst zu beurteilen. Was man offenbar laut Versuchsergebnis sagen kann, ist, dass ein größerer Winkel einer tierschutzgerechteren Tötung zugute kommt. Letztlich muss der Schädlingsbekämpfer aber eigene Erfahrungen machen oder halt einem Verkäufer vertrauen, der langfristige Kundenzufriedenheit im Sinn hat und seine eigenen Produkte realitätsnah beschreibt.
Was rodentizide Wirkstoffe betrifft, ist der Vortrag über die Chloralose erwähnenswert. Als echte Alternative ist es allerdings nicht einsetzbar, da es gegen Ratten nicht wirkt und gegen Mäuse auch nur bei bestimmten Temperaturen.

Dr. Arlette vander Pan (Umweltbundesamt)
Die Bettwanzen-Sessions fand ich sehr interessant und informativ. Auch der Bedbug-Workshop hat mir sehr gut gefallen. Hier haben sich verschiedene Leute aus verschiedenen Ländern u.a. über den Stand der Dinge in ihrem Land ausgetauscht. Klar, das war dann nicht unbedingt repräsentativ, sondern es waren subjektive Eindrücke, aber auch die sind wertvoll in einer Situation, in der nun einmal wenige verlässliche Erhebungsdaten vorhanden sind.
Was mich sehr überrascht hat, war, wie verschieden der Qualifizierungsstand der Schädlingsbekämpfer in verschiedenen Ländern ist. Deutschland steht da im Vergleich wirklich sehr gut da. Auch im Hinblick auf die Akzeptanz von Schädlingsbekämpfern fand ich den Ländervergleich interessant. Es wurde von einer Befragung berichtet, die die Offenheit gegenüber Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen untersuchte. Die Vertreter aus Deutschland und Österreich waren sich einig, dass die Scheu gegenüber dem Thema sehr groß ist. Eigentlich verrückt: Ein Hotel, das zum Beispiel ein Bettwanzenmonitoring zur Prophylaxe als Beleg seiner Umsicht und Gründlichkeit verkaufen wollen würde, könnte vermutlich damit nicht punkten. Das scheint in den USA und Großbritannien ganz anders zu sein.

Karl-Heinz Lüpkes (BioGenius)
Uns interessierten bei der Tagung vor allem Insektizide und dabei wiederum vor allem Informationen zur Versuchstechnik. Wenn zu solchen Themen dann auch Behördenvertreter als Referenten gewonnen wurden – was der Fall war - , finden wir das klasse. Denn letztlich ist es wichtig, welche Erwartungen die Behörden selbst an die Versuchstechnik haben, da sie unsere Versuche am Ende beurteilen.
Gesprächsstoff war auch, dass es in der Wirkstoffentwicklung für Schädlingsbekämpfung schon lange nur relativ wenige Neuheiten gibt (und z.T. Wirkstoffe "wegfallen"). Wie soll man das immer Gleiche vermarkten? Die Lösung: ein Blick auf die Produktvielfalt von Milka-Schokolade. Am Ende ist immer Schokolade drin, aber variantenreich auf unterschiedlichste Geschmäcker und Bedürfnisse hin „formuliert“.

Dr. Erik Schmolz (Umweltbundesamt)
Ein Schwerpunkt des ICUP sind traditionell Arthropoden. Hierzu gab es ein sehr breit gefächertes Angebot. Trotzdem waren zwei komplette Sessions speziell der Bekämpfung von Nagetieren gewidmet. Hier fand ich den Vortrag über Alphachloralose spannend. Er warf einen interessanten Blick auf eine unterschätzte Bekämpfungsmethode. Gegen Mäuse und bei bestimmten Temperaturbedingungen scheint das ganz gut zu funktionieren. Ein weiteres wichtiges Thema: Die Zuverlässigkeit von Monitoringsystemen für Nagetiere. Elektronisches Monitoring wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, zumal die technischen Möglichkeiten sich rasant fortentwickeln. Das Fehlen anerkannter Bewertungskriterien für Nagetierfallen –sowohl zur Wirksamkeit als auch zum Tierschutz - war ein wichtiges Thema aus meiner Sicht. Hier muss sich, vor allem auf europäischer Ebene, auch im Interesse von Herstellern und Anwendern noch viel tun. Nicht zuletzt fand ich auch das Thema exotische Stechmücken außerordentlich bedeutsam. Das wird auch bei uns in naher Zukunft eine wachsende Rolle spielen - womöglich sogar für Schädlingsbekämpfer, wenngleich die bisherigen Bekämpfungseinsätze zunächst einmal in festen Händen sind. Der Bedarf könnte aber größer werden. Insgesamt eine sehr gute Tagung, die nicht nur in den Vortragssessions, sondern auch und gerade an den Abenden sehr gute Gelegenheiten bot, sich fachlich auszutauschen.

Stefan Hirschmeier (PPS)
In diesem Jahr haben mich beim ICUP primär die Vorträge zum Thema Mücken, Moskitos und Fliegen interessiert. Allerdings ist der ICUP prinzipiell eine gute Plattform um mit Experten, Meinungen und Erfahrung aus allen den Teilen der Welt in Kontakt zu kommen. Der Austausch mit Fachleuten und die oftmals wissenschaftlicheren Herangehensweisen an Probleme eröffnen einem andere Blickwinkel. Das ist für mich wichtig, denn die daraus resultierenden Gedankenspiele können inspirieren und zu neuen Ideen führen. Bei den Vorträgen und Gesprächen fallen aber manchmal auch einfach nur kleine, nützliche und interessante Informationen ab, die man im Tagesgeschäft beim Gespräch mit dem Kunden verwenden kann.

Stephan Biebl (Ingenieurbüro für Holzschutz)
Wie immer eine perfekt organisierte Tagung, von A (Anmeldung) bis Z (Zoologie), auch wenn es erst meine zweite ICUP-Tagung war. Zudem ein dickes Lob auf die Firma Killgerm, die für die Planung und Durchführung zuständig war und gut gemeistert hat. Die halbe Welt in Birmingham in 3 Tagen unter einen Hut zu bringen ist wahrlich eine Herausforderung. Mir haben die exotischen Vortrags-Themen gefallen, wie z.B. Termitenbekämpfung in einer barocken Kirche in Brasilien, aber auch die neuesten Erkenntnisse und Erfahrungen über Bettwanzen, auch wenn man das Thema schon hundertmal durchgekaut hat. Man nimmt nicht nur unterschiedliche Eindrücke von anderen Ländern mit, sondern auch neue Ideen für zuhause, weil man in ungezwungener Umgebung mit fremden Experten fachsimpeln kann. Minimale Kritik: Die vielen parallel laufenden Sessions sind nicht vorteilhaft, wenn man sich für zwei Themen interessiert, die zeitgleich referiert werden. Aber dafür bekommt man gleich zu Beginn der Tagung den fertigen Tagungsband mit allen Beiträgen in traditioneller Buchform überreicht.

Dr. Gabi Müller Schädlingsprävention u. -beratung Stadt Zürich
An der diesjährigen ICUP in Birmingham hat mir der erste Tag mit den sehr verschiedenen Plenumsvorträgen sehr gut gefallen. Die Vorträge gingen von Untersuchungen zu Arthropoden in amerikanischen Wohnhäusern über den Klimawechsel und Hausfliegen bis hin zu Mücken und Bettwanzen. Spannend war, dass in England, wie in Zürich, letztes Jahr zum ersten Mal Eier der Tigermücke gefunden wurden. Auch die Untersuchungen zur nötigen Anzahl Bettwanzenmonitoren um einen schwachen Befall nachzuweisen, waren für mich sehr aufschlussreich. Da ich dieses Jahr die Tagung nur als Teilnehmerin besucht habe und sie nicht organisiert habe wie 2014 in Zürich, konnte ich die Vorträge und den Austausch mit den Schädlingsexperten aus der ganzen Welt ohne Stress genießen. Der Tagungsort war sehr gut gewählt. Es war praktisch, dass alle Teilnehmenden direkt auf dem Campus der Universität Aston wohnen und sich abends treffen konnten. Auch dieses Jahr wieder konnte ich nicht alle Vorträge, die mich interessiert hätten, besuchen, weil es teilweise drei parallele Sessions gab.