Nachruf auf Prof. Dr. Gerhard Lauenstein

27. April 1946 – 16. März 2025
Foto: agrarfakten.de

Am 16. März 2025 verstarb Prof. Dr. Gerhard Lauenstein im Alter von 78 Jahren. Mit ihm verliert die Fachwelt einen der profundesten Kenner der Schädlingsbekämpfung in Deutschland – einen Gelehrten im klassischen Sinne, dessen Wirken gleichermaßen durch wissenschaftliche Tiefe, praktische Erfahrung und persönliche Haltung geprägt war.

Gerhard Lauenstein war vieles zugleich: akademisch ausgewiesen, praxisnah, analytisch denkend und von großer persönlicher Integrität. Als Berater bei der Landwirtschaftskammer Weser-Ems war er zuständig für ein breites Spektrum tierischer Schädlinge – von Nematoden über Insekten bis hin zu Wirbeltieren. Sein besonderes Interesse galt jedoch den kleinen Wirbeltieren – Ratten und Mäusen –, deren Bekämpfung er mit fundierter wissenschaftlicher Methodik und ethischer Sensibilität anging. Die Herausforderungen reichten von der Neuorganisation der Bisambekämpfung in der Wesermarsch über Prognosemodelle für Feldmaus-Massenvermehrungen bis hin zur Bekämpfung von Ratten und Hausmäusen in der Landwirtschaft – stets mit dem Ziel, praktikable, wirksame und tierschutzgerechte Lösungen zu finden.

Was ihn besonders machte, war sein Selbstverständnis als Gelehrter im besten Sinne des Wortes. Seine Arbeit fußte auf präziser Freilandbeobachtung – aufmerksames Hinsehen, fundiertes Verstehen, umsichtiges Handeln. Genau das, was nötig ist, um die Dynamiken von Schädlingen und die Wirkweise von Bekämpfungsmitteln wirklich zu durchdringen. Dabei blieb er sich und seinen Prinzipien treu: klar in der Sache, fair im Umgang, verbindlich im Auftreten – jemand, dessen Haltung ebenso beeindruckte wie sein Fachwissen.

Sein Wissen stellte er unermüdlich in den Dienst der Gemeinschaft: als geschätztes Mitglied des Fachausschusses Rodentizidresistenz (FARR), als aktiver Mitgestalter im Arbeitskreis Wirbeltiere der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft, als Referent auf Fachtagungen und Fortbildungen. Er brachte nicht nur Expertise, sondern auch Format mit. Seine ruhige Ausstrahlung, seine Standfestigkeit in Diskussionen und sein Gespür für die individuellen Stärken anderer machten ihn zu einem verlässlichen und hochgeschätzten Kollegen.

Ein besonderes Verdienst Lauensteins war sein Einsatz für die Einführung eines bundesweit anerkannten Sachkundekurses zum Töten von Wirbeltieren nach § 4 und § 11 Tierschutzgesetz. Dass es diesen Kurs heute gibt, ist nicht zuletzt seinem Engagement zu verdanken. Generationen von Schädlingsbekämpfern haben durch ihn das Handwerkszeug für eine fachlich und rechtlich saubere Praxis erhalten – sei es direkt in seinem Unterricht oder über Ausbilderinnen und Ausbilder, die selbst bei ihm gelernt haben. Er verstand es, seine umfassenden Kenntnisse mit großer Praxisnähe zu vermitteln und blieb auch über das Seminar hinaus ein verlässlicher Ansprechpartner für fachliche Rückfragen. Seine Tätigkeit als Referent verstand er nicht als bloßen Lehrauftrag, sondern als verantwortungsvolle Aufgabe, der er sich mit Ernsthaftigkeit und Engagement widmete.

Auch in der Aus- und Weiterbildung war es ihm ein Anliegen, Menschen nicht nur fachlich zu qualifizieren, sondern sie in ihrer beruflichen Rolle zu stärken. Mit großem Einfühlungsvermögen förderte er besonders jene, denen das Lernen nicht immer leichtfiel – weil er erkannte, dass praktische Begabung, Verantwortungsgefühl und Engagement oft mehr zählen als formale Abschlüsse. Für viele war er nicht nur Lehrer, sondern auch Mentor, Unterstützer, Orientierungspunkt und Türöffner in die Branche.

Prof. Dr. Gerhard Lauenstein war eine starke Persönlichkeit. Er konnte laut und deutlich werden, wenn es die Sache verlangte, blieb aber immer konstruktiv und offen für Verständigung. Wer mit ihm zu tun hatte, begegnete jemandem, der klare Werte vertrat, Orientierung gab und Haltung zeigte. Sein Werk, sein Wirken und sein Wesen werden in Erinnerung bleiben – als Maßstab für eine fundierte, verantwortungsvolle Schädlingsbekämpfung und als Vorbild für kommende Generationen.

Pia-Kim Schaper, Redaktion DpS, auf Basis von Informationen zahlreicher Wegbegleiter