Gerlach: Tagebuch 2023 DpS Februar-Ausgabe
Unser Tagebuchautor: Patrick Gerlach
Ratten, Mäuse, Schaben: Patrick Gerlach – Defensia Schädlingsbekämpfung und Desinfektion UG – hat täglich mit ihnen zu tun. Aber auch die Mardervergrämung, Taubenabwehr oder die Entrümpelung von Messie-Wohnungen sind Tagesgeschäft für ihn. Der IHKgeprüfte Schädlingsbekämpfer aus Neustadt an der Weinstraße deckt mit seinem 2020 gegründeten Unternehmen Defensia die gesamte Dienstleistungsbandbreite ab. Wie unterschiedlich sich seine Aufträge gestalten, zeigt sich auch im Tagebuch, dass er für uns geschrieben hat.
Da war der Wurm drin
Die Leitung eines Kindergartens rief uns panisch an: Dort würden sich Maden tummeln. Kurze Zeit später trafen wir in dem betroffenen Kindergarten ein und wurden in ein Zimmer geführt, wo sich das ganze Spektakel ereignet hatte. Doch es war nichts mehr zu sehen. Die Putzfrau hatte ganze Arbeit geleistet und alles restlos gereinigt.
Im ersten Moment ärgerlich für mich. Doch kurze Zeit später kam eine Erzieherin, die wegen der Maden den Raum nicht nutzen und mit ihrer Gruppe in die Turnhalle gehen wollte. Sie gab uns ein Marmeladenglas mit zwei Exemplaren und zeigte mir die Stelle auf dem Teppich, wo sie diese aufgesammelt hatte. Ich sah mich im Raum um. Mein Blick wanderte auf die Heizung, auf welcher ein Haufen Kastanien und Eicheln lag, die die Kinder draußen gesammelt hatten. Ich inspizierte die „Schätze“ und konnte an fast jedem dieser Fundstücke ein Loch erkennen, durch das sich irgendwas nach außen gequetscht hatte. Ich vermute: die Raupe/Larve des Späten Kastanienwicklers (Cydia splendana). Das Problem wurde schnell gelöst: Die Erzieher schnappten sich direkt Körbchen und brachten damit die Kastanien wieder nach draußen. Sorry Kids, ich glaube Eicheln, Kastanien und solche Dinge dürft ihr erstmal nicht mehr mit hereinbringen.
Spuk auf dem Friedhof
Dass es in einer Friedhofskapelle nicht immer ruhig zugeht, zeigte der Auftrag einer Kommune, die sich über Lärm und Schmutz im Dach der Friedhofskapelle beklagte. Wir fuhren hin und nahmen das Problem in Augenschein. Der komplette Bereich, in dem Trauernde normalerweise um ihre Verstorbenen weinen, war mit Dämmmaterial aus der Decke übersät. Außerdem lag ein leichter Verwesungsgeruch in der Luft.
Nach einem Rundgang durch und um das Gebäude konnten wir eindeutige Spuren ausmachen. Sie deuteten auf einen Marder als Übeltäter hin. Ein Tier musste schon seit längerem verendet sein, was den Geruch erklärte. Um dem unerwünschten Bewohner den Dachboden künftig als Lebensraum zu nehmen, wurde der Dachboden entrümpelt und gereinigt. Dabei sind wir auch auf einen Sarg von ca. 1910 gestoßen. Den durften wir behalten (man weiß ja nie ... vielleicht bauen wir eine Bar daraus).
Nach der Entrümpelungsaktion folgte eine ordentliche Mardervergrämung, anschließend erneuerte der Dachdecker die Dämmung und verschloss sorgfältig die Einschlupflöcher. Damit dürfte das Marderproblem in der Friedhofskapelle auf längere Sicht gelöst sein.
Kurz vor Schluss
Ein Kunde schickte uns eine Bilddatei übers Smartphone. Darunter stand der Satz: „Was ist das? Hier ist alles voll von den Viechern!“ Das, was ich da sah, war zweifelsfrei als
deutsche Schabe identifizierbar. Der Kunde teilte mir mit, dass eine seiner Monteursunterkünfte heute leer wird, weil die Monteure wieder in ihre Heimat fahren.
Also machte ich auf dem Weg ins Büro noch einen kleinen Abstecher zu dieser für uns neuen Unterkunft. Wie die meisten anderen Kunden, die nun mal keine Profis sind, mussten wir ihm dieses Tier als „Kakerlake“ vorstellen und erklären. Eine halbe Stunde später benutzte er dann auch den Fachnamen, ein kleiner Erfolg.
Er erklärte, dass die Monteure ihre eigenen Kühlschränke mitbrachten, obwohl die Unterkunft voll ausgestattet ist und somit den Befall eingeschleppt haben. Also machten wir uns nach einer Begehung des Objektes, bei der wir einige dutzende Dosen Insektenspray fanden, an die Arbeit. Anscheinend war das Problem in dieser Unterkunft schon seit einigen Monaten ein Thema. Natürlich klärten wir den Kunden über seine Mitwirkpflicht auf: Er entfernte sofort alle übriggebliebenen Lebensmittel und wischte die selbst besprühten Oberflächen ab, in der Hoffnung, dass kein Fremdprodukt unsere Arbeit beeinträchtigt. Eine Gelbehandlung sollte ihr übriges tun. Schon nach einer Woche rief er begeistert an, dass das Problem zumindest augenscheinlich gelöst zu sein schien. Dank der örtlichen Nähe des Kunden haben wir nach einer Woche Monitoringfallen ausgebracht. So zeigten wir ihm, dass ein Objekt nicht gleich befallsfrei ist, nur weil man keinen Befall sieht. Wir werden also noch etwas dranbleiben, bis die Deutsche Schabe die Monteursunterkunft endgültig verlassen hat.
Wir kommen, wenn es hart kommt
Ein weiterer Auftrag war ebenfalls spezieller Natur. Er führte uns in eine Messiwohnung. Als wäre das nicht genug, war diese zudem der Fundort eines Verstorbenen, der monatelang unentdeckt in seinem Wohnzimmer lag – nach einem natürlichen Tod.
Nach Beendigung der Begehung in Einweg-Schutzausrüstung, die wir freundlicherweise vor Ort hinterlassen durften, gaben wir ein Angebot für die Räumung und Reinigung der Wohnung ab. Wir erhielten den Zuschlag.
Eine Woche später legten wir los – zur Freude der Nachbarn. Kein Wunder: Die mussten schließlich den aus der Wohnung dringenden Geruch schon länger ertragen. Und auch wir waren nach Abschluss der Entrümpelung und Reinigung der Wohnung froh: 60 Kubikmeter Unrat und Sperrmüll aus einer 60 m² großen Wohnung zu tragen, das war schon nicht schön. Wenn das Ganze auch noch aus dem 4. Obergeschoß eines Altbaus ohne Aufzug geschleppt werden muss, wird deutlich: Unser Job kann durchaus ein Knochenjob sein.