Jung: Tagebuch Februar 2017 und mehr
Leichenfunde
Als ich die Köder ausgelegt habe, habe ich noch nicht gesehen, dass der Befall hier so stark ist. Diese Klebefalle habe ich hinter der
Spüle hervorgezogen. Man sieht praktisch alle Stadien der Deutschen Schabe. Die Wohnung war eine leichte Messiwohnung. Die Aktion hat sich etwas gezogen, weil die Mieterin nicht mitgemacht hat. Nach ein paar Wochen hat die Wohnungsgesellschaft es geschafft, dass sie auszieht. Dann haben wir vernebelt. Die Nachbarwohnungen waren anscheinend noch nicht betroffen.
Auf diesem Sofa ist jemand gestorben und lag ein bis drei Wochen in der Wohnung. Der Schaum ist Wasserstoffperoxyd, das mit organischen Überresten reagiert. Danach habe ich das Sofa in Plastiksäcke gepackt und entsorgt. Die Leichenflüssigkeit war fast nur auf dem Sofa. Vorher musste ich aber im ganzen Raum eine Fliegenbekämpfung durchführen. Der Teppich war übersät mit Fliegenlarven.
Offensichtlich habe ich diese Box länger nicht kontrolliert. Sie war entweder nicht im Plan verzeichnet oder verschoben. Die Ratte hat sich darin so wohl gefühlt, dass sie direkt darin gestorben ist. Nach etwa zwei Monaten habe ich sie so gefunden.
Diese Ratten sind der Nachweis für meinen Bekämpfungserfolg. Sie waren in einem Mehrfamilienhaus im Hinterhof auf einem Müllplatz. Gerade wenn der Müll nicht gut verpackt ist, gibt es in großen Mülltonnen ein Geruchsproblem und die Ratten sind schnell vor Ort.
Austreibungen
Nachdem diese Therme ausgeschaltet und auseinandergebaut war, habe ich Austreibespray verwendet und die Schaben sind nur so runtergepurzelt. Ich habe dort und in der restlichen Wohnung mit Gel bekämpft. Hauptbefallsstelle war aber die Therme.
Aus dieser Wand wuchs schon der Fruchtkörper eines Pilzes und Schimmelbefall gab es auch. Ich habe die Wand geöffnet, weil die Ursache unklar war. Dann habe ich den Schimmel mit 35%igem Wasserstoffperoxyd bekämpft. Den anderen Pilz konnte ich einfach rausziehen.
In der Klimaanlage eines Hochhauses tauschen wir regelmäßig den Luftkühler aus, saugen alles ab und desinfizieren mit Wasserstoffperoxyd. Es ist hochprozentig angemischt, deshalb ist PSA unbedingt notwendig. Brennende Augen und Atemwege braucht schließlich keiner.
Nester
Auf diesem Dachboden waren drei Nester. Vermutlich sind sie nacheinander gebaut worden. Das eine war schon verlassen und sah ziemlich dreckig aus, eins war noch aktiv. Wir haben mit Pulver bestäubt und die Nester entfernt. Danach war der Fall erledigt.
Dieses Wespennest wurde in eine Decke gebaut. Die Frau hat ihre Wäsche offensichtlich länger auf dem Balkon liegen lassen und die Wespen haben einen Zugang gefunden. Nachdem ich die Decke auseinandergezogen hatte, sah das Nest so aus. Ich habe es mit Gas eingesprüht und entfernt.
Ärger des Monats
In einem Mehrfamilienhaus hat ein Spaßvogel die Rauchgasentlüftung geöffnet und im Sommer sind Tauben eingeflogen. Sie haben im Keller unter der Treppe genistet. Erst mal musste ich sie fünf Etagen hochtreiben und durch die Entlüftung hinaus. Die Eier musste ich entsorgen. Nachdem ich die Rauchgasentlüftung geschlossen hatte, habe ich noch ein Netz davor gespannt. Sicher ist sicher.
Freude des Monats
Eine ältere Dame hatte in ihrer Wohnung ein Wespenproblem und wusste nicht, woher die Tiere kamen. In der Fassade wurde nichts gefunden und sie war schon ganz verzweifelt. Im Schuppen bin ich dann fündig geworden und war erstaunt, wie groß das Nest ist. Mit Stäubepulver konnte ich die Wespen abtöten und es dann entfernen.
Hinterlassenschaften
In diesem Frankfurter Hinterhof gab es jahrelang ein Taubenproblem. Das Vorgängerunternehmen hat nur ein paar Spikes geklebt. Wir haben den Innenhof gekärchert und dann ein 10x20 m-Netz über den Hof gespannt. Das war nicht ganz einfach, weil das eine Fenster versetzt ist, da sinkt das Netz dann leicht ab. Das Spannen selbst hat einen Tag gedauert, aufwendiger war es, das Gerüst aufzubauen. Der Zugang zum Hinterhof ist sehr schmal, da musste erst mal alles durchgebracht werden.
In diesem Haus wurde das Wasser abgestellt. Die Toilette war trotzdem noch ein halbes Jahr in Benutzung. Da hilft nur: Plastiksack drüber und wegschlagen.
Diese Küche ist vor zwei Jahren erst renoviert worden. Die Pächter haben sich aus dem Staub gemacht und ihren ganzen Messikram reingeschmissen. Der Boden war ganz schwarz von den Fruchtfliegen. Gerochen hat es wie in einer Leichenwohnung nach drei Wochen. Draußen waren zum Glück -14 Grad, sonst hätte es hier noch schlimmer gestunken. Den Abfall mussten wir mit Containern entsorgen lassen und die Containerfirma hat mich anschließend gefragt, wie sie den Geruch aus den Containern bekommt. Mein Tipp: Paletten rein und anzünden, dann brennt sich der Geruch raus.
Unser Tagebuch-Autor
Die Firma Gebäudereinigung Jung gibt es in Frankfurt am Main seit 1927. Rainer Jung betreibt sie nun zusammen mit seinem Bruder Jürgen. Wie der Name vermuten lässt, ist die Firma hauptsächlich in der Gebäudereinigung tätig. Rainer Jung ist durch seinen Meister in Gebäudereinigung in der Schädlingsbekämpfung teilausgebildet gewesen und hat in einer mehrwöchigen Zusatzausbildung die IHK-Prüfung absolviert. Außerdem ist er staatlich geprüfter Desinfektor und Tatortreiniger. „Mein Beruf ist sehr spannend und abwechslungsreich. Man erlebt immer etwas Neues. Ich mag es, etwas richtig Dreckiges, Ekliges nach getaner Arbeit wieder sauber zu sehen. Das ist toll. Etwas ohnehin Sauberes zu putzen, macht nicht so viel Spaß.“