Kittner: Tagebuch Mai 2021
Unser Tagebuchautor: Stefan Kittner
Wir sind wieder zu zweit! Adrian, mein Neffe und damaliger Azubi, ist seit dem 01.02.2021 wieder im Boot. Dass das natürlich einige rechtliche Dinge nach sich zog, dürfte verständlich sein: Das Büro wurde vergrößert, Renovierungen standen an und ein neues Fahrzeug wurde beschafft. Auch wurde Adrian bei unseren Kunden vorgestellt, sofern sie ihn noch nicht kannten. Betriebsmittel müssen noch beschafft werden wie Wespenschutzanzug, alles was zur PSA gehört und die passende Telekommunikation.
Corona und die Folgen für SBK
Wir betreuen einige Seniorenheime und Unterkünfte, die durch die Corona-Pandemie nicht so einfach anzufahren sind, wie früher gewohnt. Außer dem Temperaturscreening und der Maskenpflicht schon zum Anfang der Pandemie kommen nun Zugangsbeschränkungen hinzu, die wir in unserem täglichen Fahrplan zu berücksichtigen haben. Aber die Problematik eines Befalls nimmt keine Rücksicht auf einen Virus. Eine minutengenaue Absprache und Begehung des Objektes, Behandlung von Befällen, Einhalten von den erweiterten Hygieneplänen ist zwingend notwendig. So müssen wir eine erweiterte Schabenbekämpfung teilweise zwei bis drei Wochen im Voraus planen, da die betroffene Küche täglich desinfiziert wird und die ausgelegten Ködergelpunkte eine Verweildauer von gerade mal 48 bis 72 Stunden haben. Großküchen sind teilweise bis zu 85 % heruntergefahren, die bestellten Mahlzeiten der Schulen und Kindergärten fehlen, somit auch der Umsatz.
Das Hummelnest
Ein Anruf von einem besorgten Kunden: Er hat ein Hummelnest an einer ungünstigen Stelle und möchte es umgesiedelt haben. Ich verwies ihn an die untere Landschaftsbehörde, denn für das Umsiedeln von besonders geschützten Tieren wie Hornissen oder auch Hummeln benötigt man in NRW eine Genehmigung. Dank unserer Unteren Landschaftsbehörde bekam der Kunde zügig die Genehmigung. Beim anschließenden ersten Ortstermin entpuppte sich das eine Hummelnest mit vielen Ausflugslöchern als eine Brutstätte für eine Sandbienen-Kolonie. Da ein Umsiedeln hier eine aufwendige und nicht sehr erfolgsversprechende Maßnahme wäre, rieten wir dem Kunden, den Sandhaufen noch einige Monate zu belassen, zumal er sich weit abgelegen von Eingängen und Aufenthaltsgelegenheiten des Kunden befindet.
Schadnager
Wie jedes Jahr haben wir im kalten Abschnitt der Saison sehr viel mit Schadnagern zu tun. Vor allem mit dem Klassiker: Ratten im Garten. Durch den zweiten Lockdown und dem Aufruf, Homeoffice zu tätigen, bemerken auch Berufstätige immer häufiger eine Rattenpopulation in ihrem Garten. Teilweise selbst herbei geführt durch Vogelstationen, die für die Schadnager zu leicht zugänglich sind, teilweise aber auch durch jahrelanges Nichtbeachten der Habitate im Garten, die eine Rattenfamilie förmlich anzieht. Hier ist zusätzlich zur akuten Behandlung auch eine ausführliche Beratung notwendig. Eine Aufklärung ist dringend geboten. Hier ist das Prinzip des IPM (Intigrated Pest Management) dem Kunden zu erklären und ihm seine Aufgaben zur Beihilfe der Bekämpfung der Population aufzuzeigen. Die Notwendigkeit für eine Fütterei der Wildvögel bei einer Temperatur über 15 °C ist geringfügig bis nicht notwendig anzusehen, speziell wenn man einen Rattenbefall im Garten hat.
Ein weiterer Anruf eines Kunden. Er hat ein Haus gekauft, ist am Renovieren und hat einen Mäusebefall detektiert. Unsere Inspektion bestätigte den Befall und wir legten Köder aus. Bei der Besichtigung des Außenbereiches fiel uns auf, dass das Haus mit Zierklinker verkleidet ist. Auf der Suche nach den üblichen Verdächtigten wie Lüftungsschlitze fiel uns ein laienhaft verlegter Wasseranschluss von der Küche in den Garten auf. (Bild) Nun war klar, wo die Mäuse den Weg ins Innere des Hauses fanden.
Ein chemieverarbeitender Betrieb rief an und schilderte einen besonderen Rattenbefall im Kanalsystem. Soweit nichts Besonderes. Wenn die Ratten jedoch ein Absperrsystem für das Kanalsystem kaputtbeißen, das heißt, Ballons, die sich in einem Brandfalle über die BMZ selbstständig aufblasen sollen, um ein Eindringen von kontaminiertem Löschwasser zu verhindern, schon. Solch ein System kostet den Kunden pro Kanalschacht 3.500 Euro. Beim Ortstermin detektierten wir ein Tunnelsystem der Ratten, die sich oberirdisch zum Kanal gruben, um da die Absperrballons zu zerbeißen.
Immer wieder Bettwanzen!
War es vor 20 Jahren mal ein berufliches Highlight, eine Bettwanzenbekämpfung durchzuführen, gehört es heutzutage schon zu unserem Alltagsgeschäft wie Mäuse und Ratten. Wieder hat es eine Monteurswohnung getroffen. Die Handwerker fahren fast jedes Wochenende nach Hause und so verschleppt sich der Befall immer wieder. Erst nach dem Verlassen der Wohnung wird vom Housekeeping ein Bettwanzenbefall festgestellt.
Zurzeit haben wir zwei Wohnungen, bei denen wir die Schaben und in der anderen Wohnung Bettwanzen bekämpfen. Das Kuriose ist aber, dass die Tiere jeweils aus den Nachbarwohungen kommen. Bei den Schaben ist es relativ einfach: Nebenan war eine Messie-Wohnung, welche geräumt und renoviert wurde. Darunter auch die Abwasserleitung im Bad. Diese fällt auch mit dem Abfluss in der Küche mit dem Schabenbefall zusammen. Bei den Bettwanzen war es ähnlich: Die Nachbarwohnung wurde anscheinend behandelt, deren Mieter ausgesiedelt, nur meiner benachbarten Kundin nicht Bescheid gesagt. Meine Kundin war nachweislich seit über einem Jahr nicht im Urlaub, hat keine neue Möbelstücke bekommen oder einen Gast beheimatet.
Speckkäfer mal anders
Eine Wohnungsgesellschaft hat angerufen wegen eines Speckkäferbefalls in mehreren Wohnungen. Nach Absprache mit den Mieter*innen und der Hausverwaltung haben wir beschlossen, nicht mit Chemie zu bekämpfen. Wir haben nun Lagerpiraten bestellt, die wir vor zwei Wochen ausgelegt haben. Die Lagerpiraten haben wir in den Ritzen der Bodenleiste ausgelegt und durften da ihre Arbeit aufnehmen. Die Befragung nach den „üblichen Verdächtigen“ wie Trockenfutter für Hund und Katze ergab keine Erkenntnis, jedoch das Vorhandensein eines alten Wespennestes in einem Rollladenkasten. Nach dem Ausräumen des verlassenen Wespennestes, wo wir auch Speckkäfer fanden, und der Arbeit mit den Lagerpiraten ist diese Wohnung nun wieder Speckkäfer frei.
In einer Neubauwohnung der frühen 60er Jahre wurde ein massiver Schädlingsbefall aufgrund starker Unsauberkeit durch Verwahrlosung festgestellt. Außer einem sehr starken Schabenbefall wurde auch ein Speckkäferbefall festgestellt. Der Mieter zog freiwillig aus, die Renovierungsarbeiten konnten beginnen. Bei der 110 m² großen Wohneinheit wurde von einem Architekt ein KV gemacht, der sich im 5-stelligen Bereich bewegen sollte. Dabei sollte auch die komplette Schüttung entfernt werden. Nach Absprache mit mehreren Biologen entschieden wir uns für eine Behandlung mit Diatominerde, nachdem die Dielen abgenommen wurden und die Schüttung mit den Balken frei lag. Da zeigte sich auch noch ein Mäusebefall.
Dörrobstmotten bei Muttern
Eine Telefonnummer aus Hessen rief mich an. Da ich letzter Zeit oft mit Anrufen von Inkassofirmen, Werbeartikelherstellern und Kaffeeautomatenvermietern förmlich „traktiert“ werde, lasse ich die Anrufe auf Band sprechen. Hier hatte ich aber eine Nachricht auf der Voicemail. Eine Frau rief an, dass bei ihrer Mutter vermehrt Dörrobstmotten sind. Die Tochter ist immer nur mal sporadisch bei ihrer Mutter und möchte uns beauftragen, den Mottenbefall zu tilgen. Wir entschieden uns für die Behandlung mit Trichogramma. Wir führten die Behandlung durch und durchforsteten den Vorratsschrank. Natürlich wurden Adrian und ich fündig: Mondamin, Mandeln, Nüsse, Paniermehl mindestens schon zwei Jahre abgelaufen, … Wir sortierten alles aus, stellten es zur Seite. Jedoch hatten wir nicht mit der alten Dame gerechnet, die alle Artikel wieder aus dem Müll sammelte und wieder schön in den Schrank stellte. Drei Wochen nach der Aktion rief die Tochter an. Sie war sehr verärgert, warum wir die befallenen Lebensmittel nicht weggeworfen hätten. So hatte die Mutter die Arbeit der Schlupfwespen untergraben.