Kittner: Tagebuch Oktober 2020
Unser Tagebuchautor: Stefan Kittner
Im Mai 2009 hat sich Stefan Kittner als Schädlingsbekämpfer selbstständig gemacht. Im Beruf arbeitet er seit 2000, die IHK-Prüfung hat er 2001 abgelegt.
Wie der Name sagt, befindet sich seine Firma Allgemeine Schädlingsbekämpfung Leverkusen in der Stadt am Rhein nördlich von Köln. Das Einsatzgebiet erstreckt sich über Leverkusen, Köln, Bergisch Gladbach und Düsseldorf.
Eine perfide Betrugsmasche
Besuch bei einer Kundin, die eine Dachgeschosswohnung an eine Messie-Mieterin vermietet hatte. Auch sie wurde von einen dieser Kammerjägerbetrüger über das Ohr gehauen. Die Wohnung sollte auf Anweisung des örtlichen Ordnungsamtes entrümpelt, entwest und desinfiziert werden. Der Betrüger kam, besah sich die Wohnung, machte einen KVA von 1.600 Euro und verlangte auf Grund der Bereitstellung eines Containers eine Anzahlung von 1.000 Euro. Nach der Übergabe des Geldes war der Mann nie wieder gesehen. Wir konnten den Speckkäferbefall erfolgreich bekämpfen, nachdem eine von mir empfohlene Fachfirma die Wohnung mit sieben 10 Kubikmeter Containern entrümpelt haben. Die Anfrage bei der angeblichen Vermittlungsfirma ergab jedoch keinen Erfolg. Der Sitz der Firma war in Essen, in irgendeinem Mietshaus. Im Jahr 2019 haben die Betrüger alleine bei meinen Kunden über 10.000 Euro generiert. Wieder einmal. Wie schon Jahre vorher. Und seit Jahren ist das Problem in der Branche bekannt.
So macht man das nicht!
Ich wurde zu einem Mehrfamilienhaus in die Leverkusener Innenstadt gerufen. Mäuse, Ratten, irgendwas wurde gesichtet. Eine Begutachtung der beiden Häuser ergab einen starken Mäusebefall in beiden Einheiten. In einem Gebäude besteht noch ein Pizza-Service, der auch Zugang zu den Kellern hat, sowie befindet sich im Keller
ein Teil der Zubereitung und Lagerung der benötigten Lebensmittel. Leider ist der Hygienezustand sehr dürftig, Mäusekot sind das Eine, festgeklebte, tote Mäuse auf selbst gemachte Klebefallen sind das Andere. So etwas geht gar nicht! Das Ordnungsamt wurde eingeschaltet.
Schinkenkäfer
Ein Restaurant, deren Betreiber ich gut kenne, rief an und sagte, sie hätten Holz zerstörende Käfer in der Dekoration. Beim Besuch des Restaurants konnte jedoch kein Befall am verbauten Holz festgestellt werden. Jedoch meinte der Koch und Teilhaber, dass selbst die aufgehängten Schinken betroffen seien. Dies machte mich stutzig. Ich ließ mir die Schinken zeigen und es stellte sich als ein Befall mit dem rotbeinigen Schinkenkäfer (Necrobia rufipes) heraus. Insgesamt waren 6 Schinkenkeulen im Wert von je ca. 150 Euro betroffen! Die Keulen wurden erst vor kurzem, zusammen von einem Zulieferer geliefert. Dieser Zulieferer wurde direkt alarmiert. Eine nähere Inspektion des Restaurantinneren ergab keinen weiteren Befall, weder im Gastraum, noch im Lager.
"Scharfe" Kanalbeköderung
Nach dem Frühstück ab ins Auto und wir treffen uns mit den Männern von den Technischen Betrieben. Heute Morgen ist Kanalbeköderung angesagt. Aber nicht einfach „Deckel auf, Köder rein“, sondern mit System. Die Stadt hat einige Ball-B Systeme gekauft und benötigt zum Auslegen einen SBK mit Sachkundeprüfung. 4 Wochen vorher wurden die Kanäle mit Non-Tox beködert, die Annahme durch Wanderratten war sehr gut, daher wurde heute „scharf“ beködert. Nach ca. 15 Minuten sind wir in der Region angekommen, wo die Kanalarbeiter auch schon die Halterungen im Kanal befestigt haben. Sie setzen nun auch diesen Eimer ein und ich bestücke den Sensor mit 100 g Difenacoum-Blöcken. Jeder Kanal wird gekennzeichnet, der Sensor aktiviert und in den Eimer montiert. Alle Kanalschächte wurden farblich markiert und schriftlich dokumentiert.
Vogelfüttern
Donnerstag morgens, vor dem Frühstück. Eine Kundin ruft an, sie hätte Ratten im Garten. Die Adresse war gerade in der Nähe, so bog ich ab und wurde bei dem Ehepaar vorstellig. Das Ehepaar ist schon weit über 80 Jahre alt, der Ehemann feierte gerade seinen 100. (!) Geburtstag. Nach einer kurzen Vorstellung zeigte die Kundin mir das Problem: Gerade in diesem Moment versuchte eine Ratte den Ständer des Vogelhäuschens zu erklimmen. Fotos konnten gemacht werden und ich sagte der Dame, dass das Füttern von Vögeln zurzeit nicht notwendig sei. Sie war traurig darüber, hielt sich aber daran. Denn zwei Wochen später waren eindeutige Fraßspuren am Köder zu erkennen und die Ratte wurde nicht wiedergesehen.
Starker Ameisenbefall
Unterwegs mit dem Schülerpraktikanten Fabian (der Sohn einer Freundin) wurden wir auf einen Betrieb gerufen, wo der Betreiber einen Ameisenbefall im Wohnhaus und auf dem Gelände habe. Auf den ersten Blick konnten wir nichts entdecken, bis der Besitzer des Grundstückes kam und uns zu den Stellen führte, wo der Befall deutlich zu sehen war. Und dann erkannten wir das Ausmaß des Befalles: Überall, wo wir standen, sahen wir Ameisenstraßen, die in der Breite von einigen Millimeter bis zu mehreren Zentimetern variierten. Wir wurden auch sofort angegriffen. Mit schnelleren Schritten begutachteten wir das Ausmaß, fotografierten und sammelten einige Exemplare ein. Ausgelegtes Ködergel wurde sehr gut angenommen. Ein Anruf bei Dr. Reiner Pospischil und die Einsendung eines halbwegs passablen Bildes vom Handy ergab die Diagnose: Tapinoma nigerrimum. Ein weiterer, größerer Bericht, folgt noch.