Kittner: Tagebuch Rückblick 2022

Klimawandel spürbar

Unser Tagebuchautor: Stefan Kittner

Allgemeine Schädlingsbekämpfung Leverkusen

Im Mai 2009 hat sich Stefan Kittner als Schädlingsbekämpfer selbstständig gemacht. Im Beruf arbeitet er seit 2000, die IHKPrüfung hat er 2002 abgelegt. Seit Februar 2021 ist sein Neffe Adrian wieder Teil der Firma. Dieser hatte auch seine Ausbildung bei Stefan Kittner absolviert. Das Einsatzgebiet erstreckt sich über Leverkusen, Köln, Bergisch Gladbach und Düsseldorf.

Orientalische Schaben

In meiner nun 15-jährigen Selbstständigkeit und mehr als 25 Jahre als Schädlingsbekämpfer hatte ich sehr, sehr selten einen Befall mit Blatta orientalis. Eigentlich nur in der Kölner Innenstadt, aber in Leverkusen noch nie. Daher suchte ich mir telefonisch Ratschläge bei einer hoch geschätzten und sehr netten Kollegin aus Wuppertal und einem befreundeten Gutachter aus Kaiserslautern. Zusammen mit den Verantwortlichen der Großwäscherei, in der dieser Befall auftrat, werden wir nun einen Schlachtplan erarbeiten und durchkalkulieren. To be continued ...

Hungrige Wanderratten

Der vierteljährliche Kontrollbesuch bei einem Privatkunden. Vier Rattenköderstationen sind im Garten aufgestellt, alle noch vor Ort. Jedoch alle Stationen leer gefressen. An einer Station wurde sogar die Köderauffangschale zu einem Viertel aufgefressen. Hier werden wir, nach Anraten, nun mehrmals im Jahr anfahren. Es sei bemerkt, dass weder Vogelfütterung noch Igelversorgung in einem reinen Wohnviertel stattfindet!

Ratte in der Kirchenküche

Ein Hilferuf der Küsterin einer evangelischen Kirche erreichte uns morgens. Zum Einen sah man eine große Maus in der Küche rennen, zum Anderen stand kurz nach der Aktivierung der Spülmaschine die Küche unter Wasser. Der Verdacht lag nahe, dass die zwei Ereignisse zusammenhängen. Eine Begutachtung des Schadens an dem Abwasserschlauch ergab deutlich einen Schadnagerverbiss. Auf die Länge von einem Meter (!) wurde der halbe Schlauch aufgefressen. Es wurden vier TrapLinked-Stationen „Ratte“ installiert und beködert, das Netzwerk eingerichtet. In der Nacht um 01:34 Uhr kam die Meldung, dass eine Falle ausgelöst wurde. Am folgenden Morgen fuhr Techniker Adrian zur Kirche und meldete später Erfolg. Zur Sicherheit ließen wir die Stationen noch eine Woche stehen. Jedoch wurde weder ein weiterer Verbiss an Waren oder Köder festgestellt, noch schlugen die Fallen zu.

Die Waschbären sind los!

Weiter geht es mit den Wildtieren. Ein Kunde rief an, auch er hätte einen Marder im Dach. Sie sind gerade dabei, das geerbte Haus zu modernisieren, und bemerkten im ausgebauten Speicher heraus gerupfte Dämmwolle aus Glasfaser. Nach dem Rundgang um das Anwesen fanden wir schnell den Einstieg des Tieres.

Auch Trittsiegel auf der Terrasse wurden sichergestellt. Da die Brut- und Setzzeit (Schonzeit) abgelaufen ist, haben wir hier den Dachboden mit SuperExpel behandelt. Nun wird noch ein Dachdecker beauftragt, das Einschlupfloch zu verschließen.

Das Wespenjahr

Ich weiß nicht, wie es bei Euch Kollegen war, aber bei uns, in und um die Kölner Bucht hat es sehr stark und früh angefangen. Dementsprechend habe ich unseren Betrieb mit Betriebsmitteln eingedeckt und immer darauf geachtet, genug „eiserne Reserve“ bereitstellen zu können. Und es waren zu 99 % bei uns nur Deutsche und Gemeine Wespe. Keine Nester der kleinen Sächsin oder Hornissen, nur das ein oder andere Mal eine Feldwespenkolonie. Doch je länger die Hitzewelle ging, kein Regen fiel und es viel zu trocken wurde, stellte die Natur auf Stur. Von jetzt auf gleich kamen keine oder sehr, sehr wenige Anrufe wegen Wespen bei uns an. Die, die wir noch anfuhren, waren meist schon ungepflegt, wurden nicht mehr angeflogen und zerfielen schon. Wer jetzt noch einen Klimawandel leugnet, ist entweder kurzsichtig oder hat den Blick für die Realität verloren.

Schadnager

Hier verzeichnen wir eine leichte Zunahme der Populationen. Als Grund hierfür nenne ich auch ganz deutlich den Klimawandel an. Denn ein Winter ohne länger anhaltenden Frost und Bürger, die trotz 20 °C und mehr Vögel, Igel und Eichhörnchen in ungeeigneten Futterstationen füttern, begünstigen das starke Anwachsen der Schadnager. Tatsächlich habe ich viele Rentner, die auch im Frühling und Sommer die Tiere füttern, jedoch ihren Garten nicht mehr bewirtschaften können. Somit bleiben Fallobst, Totholz und gelbe Säcke Monate lang in den Gärten und bieten tolle Nahrungs- und Unterschlupfmöglichkeiten.

Marder in Kindertagesstätte

„Da steht ein Papa im Eingang!“ So wurde ich heute in einer Kindertagesstätte begrüßt Der Dachdecker hatte bei einer Inspektion Marderlosung entdeckt und die Kita-Leitung benachrichtigt. Ich schaute mir das Dach an und erkannte es auch. Nach einer kurzen Besprechung mit der KiTa-Leitung und der Besichtigung habe ich den Gas-Pod und das Vergrämungsmittel, CO2-Kartuschen und den Papierkram aus dem Auto geholt und mit der Arbeit begonnen. Die Leitung der KiTa wird noch den Gärtner bestellen und alle überhängenden Äste beseitigen lassen, der Dachdecker wird nach der Maßnahme die Schlupflöcher verschließen.

Kommentar: Quo vadis, SBK?*

Seit Jahren wird geschult, dass Schlagfallen nur für eine schnelle Dezimierung hilfreich sind und nicht für einen dauerhaften Einsatz. Das hat sich aus jahrelanger Praxis herauskristallisiert, hat sich bewährt und wird auch so unterrichtet. Dass der Rodentizideinsatz verringert werden muss, ist jedem Profi klar. So rüste auch ich unseren Betrieb mit „Smart-Tech“ aus, sprich mit Schlagfallensystemen, die uns elektronisch alarmieren, sobald wir einen oder mehrere Fangerfolge haben. Aber man sollte erstmal bei den Laien ansetzen und den unsinnigen Vertrieb von viel zu gering dosierten und teilweise nicht mehr wirksamen Wirkstoffen unterbinden. 29 ppm oder 0,0029 % des Wirkstoffes Coumatetralyl ist in meiner Gegend eher als ein Marsriegel für Ratten anzusehen, weniger als wirksamer Stoff gegen Schadnager. Abgesehen von den unzureichenden Schadnagerstationen (wenn überhaupt vorhanden!), die die Laien verwenden ...


Um hier aber eine Änderung der Bestimmungen und Gesetze zu bewirken, ist die Lobby der Schädlingsbekämpfer zu klein, wenn überhaupt vorhanden. Da haben die Hersteller bessere Karten, bzw. eine stärkere Lobby. Aber genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Wenn man nicht mit einer starken Stimme spricht, sondern mit drei oder mehr, hat man eben keine Chance gegen die große Pharmalobby.


Ja, Dänemark geht nun den Weg von sehr wenigen Wirkstoffen für die Profis, aber wohin er führen wird, steht noch in den Sternen. Schlagfallen können und werden da nicht des Rätsels Lösung sein. Auch wenn sie mit neuster Technik ausgestattet sind. Denn die Anfahrten und Arbeitszeiten sollten schon vergütet werden. Wir werden unser Fallensystem nicht großflächig und generell an den Kunden bringen können, nur in dringenden Notfällen. Denn nur ein gezielter Einsatz wirksamer Wirkstoffformulierungen kann hier zielführend sein und eine Tilgung eines Schadnagerbefalls bewirken. Wir Schädlingsbekämpfer haben ja schon immer nach dem Motto gearbeitet: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“ Ich habe nur Angst, dass wir demnächst nur noch mit der Wasserpistole und der Flöte, gewandet in bunten Kleidern durch die Lande ziehen. Sollte dieses „Dänische Modell“ auch hier erblühen, werden wir Schädlingsbekämpfer es noch schwerer haben. Denn Schlagfallen und ARDAP wird es weiterhin in jedem Baumarkt geben, und die Kunden wissen das!


DIY ist dann die Devise und wir werden in die Röhre schauen. Gerade dann, wenn das Geld nicht mehr so locker sitzt und man echt jeden Cent umdrehen muss. Da wird es für einige Betriebe düster aussehen.

* Die Redaktion weist darauf hin, dass der Inhalt von Leserbriefen und Kommentaren die Ansicht der Einsendenden wiedergibt, die mit der Meinung der Redaktion oder des Verlages nicht unbedingt übereinstimmt.

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