Veith: Tagebuch Februar 2018
Hausbefall I
Heute wurde ich von einer Hausverwaltung um Hilfe gebeten, welche von Mietern angesprochen wurde, dass es Zuhause am Krabbeln ist. In der Wohnung des älteren Ehepaares aus der Ukraine war der Bettwanzen- Befall schnell festgestellt. Alle vier Zimmer sind befallen und das auch nicht seit ein paar Wochen, sondern etwa einem Jahr. Zum Glück kann die Tochter den Eltern die Lage ernsthaft begreifbar machen, denn der Vater war der Meinung: Fenster auf, bisschen sprühen und dann gehen die von ganz alleine. Soviel dazu. Urlaub oder Besuch von außerhalb war nach Aussagen der Mieter als Ursache auszuschließen. Plötzlich stand die Nachbarin in der Wohnung. Wild gestikulierend wurde mir klargemacht, dass ich mich doch bitte auch bei ihr mal umsehen soll. Das habe ich dann auch getan und der Bestand an Bettwanzen aller Altersstufen war noch ausgeprägter als in der vorherigen Wohnung. Hier wird noch einiges auf die Hausverwaltung zukommen.
Freude des Monats
Nichts freut den ambitionierten Schädlingsbekämpfer mehr als neue Technik. Diese Woche war es endlich soweit: Pünktlich zu Beginn unserer wöchentlichen Arbeitsbesprechung lag eine neue Taschenlampe im praktischen Format mit 700 Lumen auf meinem Platz. Da wird es gleich taghell in meinen Kellern. So ein bisschen Fußballstadionfeeling, wenn das Halogenlicht eingeschaltet wird. Süß finde ich ja immer die Hausmeister, die mir was im Keller zeigen wollen und dann ihre Stabtaschenlampe mit Kerzenscheinmodus zücken. In all der Aufregung hab ich gar nicht bemerkt, dass der kleine Pappkarton auf dem Tisch gar nicht die Verpackung der Lampe ist, sondern mein neues Diensttelefon beinhaltet der Marke Unkaputtbar. Und dabei war heute gar nicht mein Geburtstag. Manchmal gibt‘s eben selbst im geilsten Job noch ein überraschendes Topping obendrauf.
Hausbefall II
Gerufen hat uns diesmal eine Hausverwaltung, mit der wir schon vor einem Jahr Kontakt hatten wegen eines Schabenbefalls im Erdgeschoss, Versicherungsbüro. Die Ursache war hier nicht ganz klar auszumachen, die Bekämpfung erfolgte standardmäßig im Gel-Verfahren und Monitorauslage. Nach drei Besuchen alle 14 Tage war der Befall getilgt aber mich beschlich der Verdacht, dass es damit nicht erledigt war. Wie sich herausstellte, hatte ich Recht. Der Befall hatte seinen damaligen Ursprung schon im Haus und verbreitete sich über die Versorgungsleitungen im Gebäude weiter. Im Erdgeschoss waren sie nicht wieder angekommen, aber der zweite und vierte Stock haben Probleme gemeldet. Leider, wie so häufig, haben wir nicht den Zugang in alle Wohnungen erhalten (separate Eigentümer) und können die Bekämpfung
auch nur partiell durchführen, was die Gefahr eines baldigen Neubefalls natürlich sehr begünstigt. Sehr schade, wie belehrungsresistent doch so manche Mitmenschen sind. Aber in der Regel, leben wir Schädlingsbekämpfer ja davon, dass der Kunde erstmal nicht auf uns hört, und fehlende Mitarbeit, mangelndes Verständnis für das betreffende Insekt oder auch schlichter Geiz führen im Endeffekt zu einem späteren Bekämpfungsziel. Dass der damit verbundene Mehraufwand, welcher unnötige Kosten produziert und dann oft genug auf die Betriebskosten zu Lasten aller umgelegt wird, ärgert mich dann aber schon ein wenig.
Pizzeria
Immer wieder lustig ist doch, wie gestandene Männer eine so enorme Panik vor einer kleinen Rattus norvegicus haben können! Heute hatte ich gerade einen entsprechenden Rattenfall in einer Pizzaria. Folgendes hat sich zugetragen: Tür, ganzen Tag auf! Ratte rein! Bis hierher alles klar und einleuchtend. Nun ärgert das putzige Pelztier aber den Pizzabäcker seit genau sechs Tagen und klaut ihm seine Nudeln. Er ist ja ein gewitztes Kerlchen, denkt er, und doktert erstmal eine Weile selbst rum (sechs Tage um genau zu sein) und denkt sich dann; „Ick hol mir mal nen Schädlingsbekämpfer, denn komischerweise fällt die Ratte nicht auf meine Falle rein.“ Das Bild klärt alle weiteren Fragen.
Unser Tagebuch-Autor:
Zu seinen Aufträgen fährt er mit dem E-Bike: Jens Veith arbeitet bei MIB Schädlingsbekämpfung in Berlin.
„Zur Schädlingsbekämpfung bin ich vor fünf Jahren eher durch glückliche Umstände über eine Zeitungsannonce gekommen. Die hörte sich interessant an und auf meinen damaligen Job als gelernter Fahrradmechaniker hatte ich schon länger keine wirkliche Lust mehr, da es jeden Tag eigentlich derselbe Ablauf war. Das kann ich jetzt nicht mehr behaupten. Ich habe den Job fürs Leben gefunden.“