Veith: Tagebuch Juni 2016

Berliner Kuriositäten

Schadnager

Ich wurde zu einer jungen Dame gerufen, welche grade neu eingezogen ist und, wie sich herausstellte, hatte der Vormieter schon ein ordentliches Mäuseproblem. Sie wohnt im Hinterhaus Erdgeschoss und somit war klar, dass der Keller besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Nachdem ich sie beraten habe und die beiden Zugänge der Mäuse gefunden hatte, stellte ich sechs strategisch platzierte Köderboxen in der Küche auf und verschloss die Löcher mit Mausstop. Der zweite Besuch ergab hier schon keinen Abfraß bzw. Befallsspuren mehr, aber im Keller und Hof ging das große Sterben los. Ich habe guten Abfraß an allen Boxen erzielt und der Hausverwaltung die Schwachstellen am Objekt aufzeigen können. Ich bin zufrieden und gehe von baldigem Abschluss aus.

Ameisen

Heute gab es eine Ameisenbekämpfung zum Feierabend in einer Wäscherei. Die Sonne zeigte sich noch mal und so hatte ich das Glück viele Tiere laufen zu sehen. Die Ameisen hatten sich von außen durch die Fassade gearbeitet und waren in den Büroräumen angekommen auf der Suche nach Zucker. Ich wählte einzig ein Gelpräparat, das ich auf beiden Seiten der Wand an den jweiligen Zugängen ausbrachte, und die Tierchen hatten es nicht mehr weit, um das Mittel an die Brut und Königin zu verfüttern. Ich bat die Damen im Büro sich erst in drei bis vier Tagen wieder zu melden, falls dann noch etwas laufen sollte, aber ich gehe davon aus, dass sich das Problem erledigt hat.

Mäuse

Der Tag fängt früh an und scheint gleich ein interessanter zu werden. Die Chefin meiner Lieblingshausverwaltung rief gerade an. Sie kommt aus der Ukraine und war sicher mal Feldmarschall oder so. Wir nennen sie intern nur liebevoll Frau Vinomitkartoffelsalat; wenn man sie beim Nachnamen anspricht, kommt eh immer was anderes dabei raus, weil er so lang ist. Aber wir kommen prima klar und sie managt immerhin ein 500 Mietparteienobjekt im Herzen von Kreuzkölln. Zum Blück duzen wir uns seit geraumer Zeit. Seit knapp vier Monaten versuchen wir, einer Mäuseplage in einer 11er Plattenbauanlage Herr zu werden. Sie bittet mich, sofort vorbeizukommen und eine Schaufel und ein Netz mitzubringen. Eine Schaufel und ein Netz? Worum geht es denn genau? "Das glaubst Du mir sowieso nicht. Wir haben die Ursache des Mäusebefalls gefunden." Vor Ort will sie unbedingt meinen Blick sehen und begleitet mich zur Wohnung. Es öffnet ein Gruftimädel Mitte 30. Sonne täte ihr mal gut und was stinkt hier so? Der Gestank ist als eine Mischung aus sehr viel Mäusepisse und noch mehr Patchouli (Lieblingsduft der schwarzen Fraktion) zu beschreiben. Wirklich irritierend sind aber die geschätzt 40 Mäuse, die da im Eingangsbereich sitzen und absolut keine Scheu zeigen. Das habe ich ja noch überhaupt gar nie gesehen. In der 3-Zimmer-Wohnung wuselt einfach überall alles. Die Matratze des Bettes (Schaumstoff) sieht aus, wie ein Schweizer Käse aus einem Tom-und-Jerry-Cartoon - mehrere Mäuse schauen dort aus den mehr als zahlreichen Löchern. Hier muss schweres Gerät ran - und viel! Es folgt ein Telefonat mit dem Mann für alle Situationen. Bester Chef ever! Das musste mal geschrieben werden, sonst glaubt er es ja nicht. "Daniel, sag mal, kannst du den Transporter vorbeibringen mit Nagerspaß? Am besten jetzt und so ziemlich alles, was das Lager hergibt an Fallen." - "Hm? Was ist denn bei dir los?" - "Komm einfach. Glaubst du mir eh nicht. Ach, und bring bitte den Industriestaubsauger mit. Hier liegen 10 cm Brotkrumen flächendeckend in drei Zimmern und sehr, sehr viele Mäuse, Mäuse, Mäuse ..."

Ratten

Der nächste Fall bringt mich über Kreuzberg nach Schönberg. Netterweise schickt mich mein Navi immer über das schöne Tempelhofer Flugfeld auf dem ich, wenn es die Zeit erlaubt, meine Frühstückspause mache. Aber heute leider nicht, denn auf mich wartet eine aufgebrachte Mieterin, welche seit einem Jahr Ratten in der Wohnung hat. Außerdem eine weitere aufgebrachte Dame, die sich als Eigentümerin vorstellt und sich absolut nichts vorzuwerfen hat, und zu guter Letzt zwei wirklich nette Herren vom Gesundheitsamt, von denen ich vorher nichts wusste. Fazit: Die Erstbegehung dauert genau zwei Stunden und alle anderen Termine rücken in weite Ferne. Aber es stellt sich heraus, dass im Dachgeschoss ein Rohrschaden ist, die Ratten im 5. Stock ihr Unwesen treiben und im 1. OG eine Messiwohnung vermutet wird, zu der wir heute aber keinen Zugang bekommen werden. Es bleibt also spannend.

Ärger des Monats

Ein Fall mit einem Rattenbefall auf einem hoffnungslos überfüllten Hinterhof brachte mich gen Feierabend noch mal in den hintersten Wedding. Und leider hatte die Akkukapazität meines Fahrrads eine andere Auffassung von Kalkulation als ich und so konnte ich dann die Strecke Wedding nach Friedrichshain ohne Unterstützung zurücklegen. Das war wirklich anstrengend und wirklich etwas erreichen werden meine fünf Rattenköderboxen hier nichts, wie am folgenden Bild zu erkennen ist.

Freude des Monats

Endlich kam mein Gewinn von der letzten SBK-Messe über etliche Umwege bei uns in der Geschäftsstelle an. Ich hatte an diversen Ständen auf der Pest Protect meine Visitenkarte hinterlegt und anscheinend an einer Verlosung teilgenommen. Na, da hab ich mir aber 'nen Keks gefreut.
 

Schaben

Meine nächsten beiden Kontrollen wurden verschoben, weil im Büro noch ein Notfall eingegangen ist. Schaden im Asialaden - na, das geht ja mal gar nicht. Also fix 25 Minuten von Schöneberg nach Friedrichshain gefahren, den Stau zum Feierabend gepflegt ignoriert und mit grüner Welle durch die City. Im Laden wollte ich gerade fragen, wo denn vermehrt das Problem herrscht, da sehe ich im Augenwinkel, dass die drei Meter lange Arbeitsfläche gar nicht marmoriert ist, sondern dort hunderte kleiner Schabenbabys munter Fangen spielen. Der Besitzer zeigt mir seinen Wasserkocher: "Mut du guggn!", klopft das Teil dreimal auf den Fußboden und fängt an, wie Rumpelstilzchen im Kreis zu hüpfen und Schaben zu zertreten, denn heraus fallen gewiss 30 erwachsene Blattella Germanica. Nach einem abgelehnten Tee meinerseits und genauerem Nachfragen besteht der Befall, seit der Laden vor zwei Jahren aufgemacht hat. Aha. Und heute ist es dann ein Notfall?! Die Bekämpfung wird hier nicht mit den üblichen drei Besuchen zu tilgen sein, verraten mir mehrere hundert Ootheken, die ich hinter den Öfen finde.

Motten

Ein Dörrobstmottenbefall in Spandau. Die Kundin behauptet, der Befall kommt von außen und die Hausverwaltung möchte eine Überprüfung des Falles. Das kann spannend werden. Die Mieterin ist erstmal nicht besonders erfreut über meinen Besuch, denn ich komme ja im Auftrag der HV. Sie erläutert mir ihre Sicht der Dinge und zeigt mir mehrere Pheromonfallen in der Wohnung. Überall hat sie einige Tiere in den Fallen, aber die Fenster sind alle mit Gaze geschützt. Seit einer Woche, wie sie sagt, denn der Befall nimmt nicht ab, und ihre Lebensmittel sind alle luftdicht verpackt. Davon überzeuge ich mich und stelle auf dem Balkon fest, dass die dort angebrachte Falle mit ca. 20 Tieren die am besten bestückte ist. Die bestätigt also die Behauptung der Mieterin und als Ursache ließ sich die türkische Gewerbeeinheit im EG des Gebäudes ausmachen, welche unter anderem mit getrockneten Früchten handelt und das Müllmanagement einer Überarbeitung bedarf. Die habe ich so auch dokumentiert und der Hausverwaltung mitgeteilt.

Intern

Unser Betrieb ist jetzt nach DIN 16363 zertifiziert und das waren für alle in der Firma sehr anstrengende Wochen. Ich freu mich sehr, dass wir es gemeinsam geschafft haben, und bin gespannt, wie es weitergehen wird.

 

Unser Tagebuch-Autor

Jens Veith: Zu seinen Aufträgen fährt er mit dem E-Bike: Jens Veith arbeitet bei MIB Schädlingsbekämpfung in Berlin. "Zur Schädlingsbekämpfung bin ich vor fünf Jahren eher durch glückliche Umstände über eine Zeitungsannonce gekommen. Die hörte sich interessant an und auf meinen damaligen Job als gelernter Fahrradmechaniker hatte ich schon länger keine wirkliche Lust mehr, da es jeden Tag eigentlich der selbe Ablauf war. Das kann ich jetzt nicht mehr behaupten. Ich habe den Job fürs Leben gefunden."

Wollen Sie wirklich schon gehen?

Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua.

Jetzt hier schlumpfen!