Veith: Tagebuch Juni 2019

Urlaub mit königlicher Begleitung
Jens Veith

Unser Tagebuch-Autor:

Zu seinen Aufträgen fährt er mit dem E-Bike: Jens Veith arbeitet bei MIB Schädlingsbekämpfung in Berlin.
„Zur Schädlingsbekämpfung bin ich vor neun Jahren eher durch glückliche Umstände über eine Zeitungsannonce gekommen. Die hörte sich interessant an und auf meinen damaligen Job als gelernter Fahrradmechaniker hatte ich schon länger keine wirkliche Lust mehr, da es jeden Tag eigentlich derselbe Ablauf war. Das kann ich jetzt nicht mehr behaupten. Ich habe den Job fürs Leben gefunden.“

Abfalleimer

Ratten auf Eventgelände

Ich betreue eine 1800 m² große Eventlocation im Herzen von Berlin. 234 mit Hygitec installierte Monitore mit Schwerpunkt auf Ratten. Es weht der Hauch von Festivalfeeling stets über das Gelände. Die Leute sind alle sehr offen und freundlich und einer der Geschäftsführer hat eine extreme Rattenphobie, was meist zu einer prompten Umsetzung meiner Empfehlungen führt. Das Gelände liegt direkt an der Spree. Mit diversen Strandbars und kulinarischen Köstlichkeiten lockt es Touristen und natürlich auch Ratten in Scharen an. Das Müllkonzept musste komplett umstrukturiert werden, dazu gehörte auch der Umbau der Mülltonnen. Die vorhandenen, selbstgefertigten Mülleimer bekamen ein 10 cm großes Loch und einen doppelten Boden, in dem eine Köderbox installiert war. Die Tiere waren wie gewohnt zu den bekannten Futterstellen marschiert und der Befall nahm schnell ab. Hier und da sieht man ab und zu mal ein Rättchen, aber das bringt das Umfeld nun mal mit sich und wir haben immer ein wenig zu tun.

Wespe, Foto: Leonie F. Veith

Wespen beim Camping

Vor 2 Wochen beim Campen entdeckte eine meiner Töchter eine Wespenkönigin, welche sich gerade an der Innenseite meiner Zeltwand zu schaffen machte. Es war schnell klar, was sie da tut: Ein Nest bauen! Welch Glück! Natürlich waren wir uns alle einig, dass sie erstmal dableiben darf und wir regelmäßig die Fortschritte mit der Kamera dokumentieren. Dabei entstand dieses geniale Foto einer Jungkönigin, welche sich des Nachts schützend und wärmend um die ersten Waben legt, welche auch schon drei Eier beinhalten. Leider schlug der Umsiedlungsversuch zu uns nach Hause fehl. Königin und Waben haben wir vorsichtig in eine ausgepolsterte Brotdose verfrachtet und mitgenommen. Wir haben das Nest Zuhause zwischen den Doppelfenstern angeklebt und den Zugang nach außen für 36 Stunden unterbunden mit Zugabe von Zuckerwasser. Die Königin krabbelte zwar herum, interessierte sich aber nicht mehr für ihr Nest. Ich öffnete am nächsten Tag das Außenfenster und dann war sie leider weg. Das war ihr wohl nicht der geeignete Nistplatz. Sehr schade. Das Foto wurde mit einem Samsung Galaxy Xcover geschossen, dessen Linse mit einem gleichmäßigen Wassertropfen präpariert wurde, um eine bessere Aufnahme zu erzielen.

Fußstapfentrackergel

Fußstapfentrackergel

Ich war mir am Anfang nicht sicher, wozu dieses Zeug denn wirklich sinnvoll sein soll. Spuren von Nagern finde ich eigentlich immer, sofern sie denn auch da sind. In diesem einen Fall jedoch hatten wir einen Mäusebefall in der Küche, bzw. unter der Spüle trieben die Tierchen ihr Unwesen. Das war eindeutig, aber den Zugang der Mäuse fand ich nicht. Also wurden die sechs Köderboxen mit dem Trittsiegeltracker behandelt und bei meinem nächsten Besuch wussten wir auch ganz genau, welchen Weg die Mäuse nehmen: Sie kamen hinter dem Durchlauferhitzer aus der Wand, wie mir die UV-Lampe eindeutig verriet. Als ich mit der UV-Lampe in den Spülschrank geschaut habe, erinnerte mich das sehr an die Deko einer Technoparty. Fazit: Wunderbares Hilfsmittel in einigen kniffligen Fällen, genial, um den Zugang auszumachen! Aber wenn der ganze Keller in Neongrün erstrahlt, weil zu viele Tiere wirklich überall rumklettern, hat die Paste nur noch einen sehr schönen optischen Effekt. Sollte aber jeder SBK bei sich führen bzw. darauf zugreifen können. Zu guter Letzt: Es kommt beim Kunden auch sehr gut an.

Bettwanzen

Bettwanzen in Steckdose

Bettwanzenbefall in einer Drei-Raum-Wohnung; so lautete der Auftrag. Behandelt werden sollte nur ein Zimmer und das war relativ spartanisch ausgestattet. Allerdings wurde hier mit diversen Sprays dafür gesorgt, dass die Wanzen nicht mehr an den üblichen Orten zu finden waren, sondern gut verteilt im gesamten Zimmer. Mir fiel auf, dass eine einzige Steckdose nicht aus der Wand entfernt wurde, und sprach den Kunden darauf an, dass die Vorbereitungen soweit erfolgversprechend seien, aber die eine Steckdose würde ich auf jeden Fall noch öffnen, wenn es meine Wohnung wäre. Gesagt, getan, und während er noch die Verschalung entfernt, höre ich ihn doch auch schon würgen. Bei dem Anblick konnte ich mir meine Freude allerdings nicht verkneifen: Mehrere Stadien Larven, adulte Tiere und sogar eine Speckkäferlarve waren in der Steckdose zusammengekommen. Volltreffer! Wegen dieses Zimmers wird er sich wohl nicht mehr melden, aber die Wohnung hatte ja drei …

Leichenwohnung

Es gab mal wieder eine Leichenwohnung zum Entwesen. Drei Wochen lang lag die 65-Jährige in der Zwei-Raum-Wohnung. Dafür, dass ich die Wohnung schon im Haupteingang des Hauses gerochen habe und zielgerecht den vierten Stock angesteuert habe, war es in der Wohnung ganz erträglich. Es ist ein zweischneidiges Schwert, diese spezielle Arbeit. Ich betrete diese Wohnungen mit sehr gemischten Gefühlen: Auf der einen SEite doch ziemlich abtörnend, in jeglicher Hinsicht allein in Betracht der optischen und auch geruchstechnischen Aspekte. Auf der anderen Seite weiß man nie, was einen für eine Lebensgeschichte erwartet, an deren traurigem Ende man jetzt doch maßgeblich beteiligt ist, obwohl man den Menschen, dessen gesamtes Leben und intimste Details wir gerade in hunderte blaue Müllsäcke packen, niemals kennenlernen werden. In diesem traurigen Fall war es Suizid. Die Dame hatte Existenzängste, dass sie sich nach der Sanierung die Miete nicht mehr leisten kann. So etwas wiederum geistert dann deoch noch eine ganze Weile in meinem Kopf herum.